Siegerfilme 2024

Deutscher Kurzfilmpreis

Sechs Filmteams von zwölf nominierten Filmteams können sich über den Deutschen Kurzfilmpreis 2024 freuen. Die Jurys Deutscher Kurzfilmpreis hatten sie aus 273 Einreichungen ausgewählt. In voller Länge sind die ausgezeichneten Kurzfilme im kommenden Jahr auf der Kurzfilmtour in deutschen Kinos zu sehen. Hier finden Sie die Trailer sowie die Jurybegründungen.

Der Deutsche Kurzfilmpreis ist die wichtigste und höchst dotierte Auszeichnung für den Kurzfilm in Deutschland. Bei der Preisverleihung, die erneut in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel stattfand, wurden Filme in sechs Kategorien prämiert.

Deutscher Kurzfilmpreis 2024 in der Kategorie „Spielfilm bis 10 Minuten Laufzeit“

„Melodies of Barking Dogs“

Der siebzehnjährige Toni verbringt den Abend mit seinen Freunden im Vereinsheim. Es wird getrunken, einander belauert und sich gegenseitig bloßgestellt. Alles wie immer. Als er im Verlauf des Abends ein älteres Paar beim Tanzen beobachtet, beginnt Toni sich zu fragen, was er eigentlich wirklich will.

Herstellung: Filmakademie Baden-Württemberg, SWR, Arte
Federführung Produktion: Rebecca Hartung, Alexia Wallemacq
Regie: Daniel Huss
Drehbuch: Nicola Jakobi
Laufzeit: 8 Minuten

  • „Zugehörigkeit, sich gegenseitig provozieren, eine Annäherung andeuten, Distanz suchen, lässig sein, sich dabei aus Versehen sichtbar anstrengen. Jung und cool sein ist mühsam! Mit außergewöhnlicher Leichtigkeit erzählt Melodies of Barking Dogs von einer Gruppe Teenager auf dem Weg, erwachsen zu werden. Von einem scheinbar unspektakulären Abend und in einem kleinen, beinahe intimen Rahmen der Heimat. Doch in den Details 
    sind feinfühlige und kluge Auseinandersetzungen zu Themen wie Männlichkeit, versteckter Intimität, Einsamkeit und einer generellen Sinnsuche zu finden. Die originelle Erzählung, in Kombination mit einem starken Ensemble und einer sensiblen Kamera-Arbeit, sorgen für einen stimmungsvollen Kurzfilm, der uns von Beginn an in die filmische Welt hinein gezogen hat und der einen ganz besonderen Humor zelebriert. Melodies of Barking Dogs ist ein ruhiger Film, der scheinbar nicht allzu viel will, aber alles, was er möchte, gelingt ihm auch.“

    Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2024.

Deutscher Kurzfilmpreis 2024 in der Kategorie „Spielfilm von mehr als 10 Minuten bis 30 Minuten Laufzeit“

„Fire Drill“

Ein junger Ukrainer tritt seine erste Reise auf einem Containerschiff an, doch der plötzliche Ausbruch des Krieges überschattet seinen Übergang ins Erwachsenenleben.

Herstellung: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Federführung Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Regie: Maximilian Villwock
Drehbuch: Maximilian Villwock
Laufzeit: 20 Minuten

  • „Ein junger Mann aus der Ukraine heuert auf einem Frachtschiff an. Der Krieg in der Heimat flackert wie die fernen Tanker am Horizont. Das Schiff wird zur Schicksalsgemeinschaft auf Zeit. Eine Welt im Wassertropfen. Alle Träume liegen offen. Alle Luken geschlossen.Zwischen Flucht und Zuflucht erzählt Fire Drill ebenso fragil wie berührend von den Prüfungen des Erwachsenwerdens und der Suche nach Hoffnung. Regisseur und Autor Maximilian Villwock ist tief in jene Welt eingetaucht, aus der er seine Geschichten schöpft. In der scheinbaren Leichtigkeit seiner präzisen Beobachtungen spüren wir die Monate der intensiven Milieurecherche auf dem offenen Meer. Über 156 Tage entspinnt sich eine zutiefst menschliche Erzählung, in der das Fiktive zur Wahrheit und die Lebensgeschichten der Menschen an Bord zu verdichteter Wirklichkeit werden. Die Bildsprache von Marco Müller und der außergewöhnliche Score verwandeln die rauen Eindrücke des Alltags auf einem Containerschiff zu impressionistischen Innenbildern, die ihr Publikum tief berühren. Fire Drill ist kein radikaler Film, sondern ein leises, lyrisches Werk voller Hoffnung. Es schöpft aus der Wirklichkeit die poetische Kraft des Kinos.“

    Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2024.
     

Deutscher Kurzfilmpreis 2024 in der Kategorie „Animationsfilm bis 30 Minuten Laufzeit"

„Dull Spots of Greenish Colours“

In Zeiten des Krieges wird unsere Aufmerksamkeit zur Kampfzone.

Herstellung: Wait a second! Matern-Trigo-Magout-Magnuska-Plucinska-Solomon-Ziolkowska GbR
Federführung Produktion: Karsten Matern
Regie: Sasha Svirsky
Drehbuch: Sasha Svirsky
Laufzeit: 11 Minuten

  • „Wie erkenne ich den Anfang von etwas, von dem ich noch nicht weiß, was es einmal sein wird? Wann beginnt Alltägliches beängstigende Züge anzunehmen? Der Rorschach-Test ist in diesem Film nicht zufällig ein wiederkehrendes Motiv: der zunehmend verzweifelte Versuch, Muster und Sinn zu erkennen, wo sie sich immer mehr verflüchtigen. Zwischen wimmelnden Strichzeichnungen und sich ausdehnenden granularen Massen wird der Film immer wieder heimgesucht von Gesichtern, die sich permanent verformen und vervielfachen – vom anonymen Social-Media-Grinsen über kubistisch verzerrte Guernica-Wiedergänger bis hin zum maskenhaften Starren eines russischen Diktators. Da war doch mal diese „unaufhaltsame Glücksmaschine“, also kein Grund zur Panik: „I’m okay. I’m okay. Totally fine.“ Doch während die Zeit implodiert und sich in einer fiktiven Vergangenheit einrichtet, holen die Bilder des Krieges die Gegenwart ein. Am Ende lässt der Film eine Gruppe plumper Uniformierter wehr- und orientierungslos im luftleeren Raum taumeln, unterwirft sie, wenn auch nur für Momente, seinen eigenen Regeln.
    Mit DULL SPOTS OF GREENISH COLOURS gelingt Sasha Svirsky ein visuell und erzählerisch eigenwilliges politisches Tagebuch, ein Film gegen die Betäubung und Hoffnungslosigkeit.“

    Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2024.

Deutscher Kurzfilmpreis 2024 in der Kategorie „Experimentalfilm bis 30 Minuten Laufzeit"

„Detours while speaking of monsters“

Hier, wo selbst Monster politisch sind, hat die Topographie ihr eigenes Gedächtnis. Sie hat den mythologischen Blues. Unterdessen sind alte Gottheiten sauer auf uns und ich bin sauer auf meinen Vater.

Herstellung: Deniz Şimşek
Federführung Produktion: Deniz Şimşek
Regie: Deniz Şimşek
Drehbuch: Deniz Şimşek
Laufzeit: 18 Minuten

  • „Ein Film, der die vielstimmige Geschichte einer Landschaft in der Türkei behutsam zum Sprechen bringt. Sein Rhythmus ist komplex wie die historischen Ereignisse und mythischen Erzählungen, die sich in ihm verschränken. Er gibt uns Raum, in der Landschaft zu lesen, verzeichnet das Vibrieren an ihrer Oberfläche, gleitet suchend am Horizont entlang, tastet den Himmel ab und taucht plötzlich ab in die Tiefen eines Sees. 
    Es scheint, als versuche der Film in diesen Bewegungen Ausmaß und Schwere einer Geschichte von Repression, Vertreibung und Genozid nachzuzeichnen, die an diesem Ort bis heute nachwirkt, und damit anzudeuten, was die Grenzen der Vernunft übersteigt.
    Im fiktiven Zwiegespräch der Filmemacherin mit dieser Landschaft wird deutlich, dass ihre Suche nach den sagenhaften Monstern aus mythischer Vorzeit immer wieder zur Politik zurückführt: zu den Mächtigen, die Antagonisten brauchen, um selbst Helden sein zu können, zu den Vertrauten, die sich weigern, die Dinge beim Namen zu nennen, zu den Opfern, die selber nicht zu Tätern werden wollen. Über Umwege, die uns weit 
    zurück in die Vergangenheit führen, erzählt dieser Film von unserer Gegenwart und wie sie in die Zukunft hineinreicht.“

    Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2024.

Deutscher Kurzfilmpreis 2024 in der Kategorie „Dokumentarfilm bis 30 Minuten Laufzeit"

„Eine einzelne Tat“

Sechs Wochen nach Hanau wird der 15-jährige Ezide Arkan Hussein Khalaf in Celle erstochen, die Polizei spricht von einem ‚Zufallsopfer‘. Der Film liest in den Ermittlungsakten, taucht durch Archive und Bilder von Kleinstadtidylle und Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft. Eine Annäherung an strukturellen Rassismus über Akten, Fußball und das eigene Aufwachsen der Regisseurin in Celle.

Herstellung: Constanze Wolpers
Federführung Produktion: Jonas Eisenschmidt, Constanze Wolpers
Regie: Constanze Wolpers
Drehbuch: Constanze Wolpers
Laufzeit: 19 Minuten

  • „In den späten 1960er Jahren zieht das Farbfernsehen allmählich in die deutschen Wohnzimmer ein. Ein wichtiger Akteur ist die Firma Telefunken, die mit einem neuen Werk in Celle die Produktion von Farbfernsehern vorantreibt. Jesidische Gastarbeiter*innen folgen dem Versprechen der deutschen Wirtschaft – Celle entwickelt sich zur größten jesidischen Gemeinde Europas. Im Jahr 2020, nur wenige Wochen nach dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, wird der 15-jährige Jeside Arkan Hussein Khalaf in Celle ermordet. Seine Familie war 2014 vor dem IS geflüchtet und hatte über die Balkanroute in Deutschland Zuflucht gesucht. Während Polizei und Medien den Vorfall als bloßes „Zufallsopfer“ abtun, nimmt die Filmemacherin Constanze Wolpers dies zum Anlass für eine akribische Recherche. Sie durchforstet 1700 Seiten Ermittlungsakten und entdeckt zahlreiche Nachlässigkeiten, die das vorgefertigte Narrativ ins Wanken bringen und auf institutionelle Diskriminierung seitens der beteiligten Behörden hinweisen. In ihrem vielschichtigen Werk verbindet Wolpers 
    virtuos Aspekte deutscher Identitätsbildung durch TV-Fußballübertragungen mit Migrationsgeschichte und strukturellem Rassismus, ohne dabei ihre eigenen Privilegien aus den Augen zu verlieren.“

    Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2024.
     

Deutscher Kurzfilmpreis 2024 für den besten mittellangen Film

„Home Sweet Home“

Eine westdeutsche Familie in den 60er Jahren auf Super8. Die Geschichte eines gewalttätigen Ehemanns fünfzig Jahre später. Ein Film über die Unsichtbarkeit von häuslicher Gewalt.

Herstellung: Majmun Films
Regie, Federführung Produktion: Annika Mayer
Federführung Produktion: Jakob Krese
Laufzeit: 68 Minuten

  • „Private Super-8-Aufnahmen einer Familie in der jungen BRD, wie es so viele davon gibt: Ferien, Ausflüge und Sonntage im Garten, manchmal schaut die Nachbarin über den Zaun. Großmutter Rose erzählt der erwachsenen Enkelin von damals. Nach und nach legt der Blick hinter die Fassaden der Wirtschaftswunderzeit die Mechanismen häuslicher Gewalt offen. Der Film erlaubt es uns, der zugewandten Nähe zwischen der 
    Filmemacherin und ihrer Protagonistin beizuwohnen und sich diesem schwierigen und schmerzhaften Thema in all seiner Komplexität zu nähern. Rose berichtet schonungslos trocken und mit teils beißendem Humor. Die kluge Montage und das bedachte Sounddesign verweigern sich der Sensationsheischerei. Es bleibt nur angedeutet und ist doch stets präsent, wie sehr sich die Kriegserfahrungen und der Faschismus in die Körper 
    und Seelen eingefressen haben und wie die Rollenzuschreibungen nicht hinterfragt werden dürfen. Erst die nächste Generation bringt die Kraft auf, sich endgültig zu widersetzen, indem sie Beistand leistet und so den Femizid verhindert. Ein hochaktueller Film.“

    Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2024.