Der Deutsche Kurzfilmpreis ist die wichtigste und höchst dotierte Auszeichnung für den Kurzfilm in Deutschland. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Auszeichnungen auch in diesem Jahr vergeben - coronabedingt allerdings im Rahmen einer virtuellen Preisverleihung. Prämiert wurden Filme in fünf Kategorien. Außerdem wurde auch in diesem Jahr ein Sonderpreis vergeben.
3 Minuten vor dem Onlinemeeting: Der Einstiegs-Gag ist wohl überlegt, die Flasche in der Unterhose sitzt fest und die Internetverbindung ist Premium - ist das unsere neue Normalität?
Herstellung: Jannis Alexander Kiefer
Federführung Produktion: Jannis Alexander Kiefer
Regie: Jannis Alexander Kiefer
Drehbuch: Jannis Alexander Kiefer
Laufzeit: 9 min
„Im weltweiten Jahr des Homeoffice setzt Jannis Alexander Kiefer dem Zoom-Meeting das Krönchen auf: schmissige Dialoge mit komödiantisch perfektem Timing, gespielt von einem Ensemble, das nicht besser besetzt sein könnte. MEETING – ein scheinbar flott hingeworfener, jedoch handwerklich in jeder Hinsicht brillant gemachter Film, der wunderbar vor Augen führt, dass für die dümpelnden Männerbündeleien das letzte Stündlein geschlagen hat und der pragmatisch-konstruktive Arbeitsethos ab jetzt die Führung übernimmt.“
Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2020.
Inmitten des Durcheinanders, ausgelöst vom Besuch des Premierministers an einer durchschnittlichen Schule in Ungarn, sieht sich die Schülerin Márti mit einem moralischen Dilemma konfrontiert.
Herstellung: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Federführung Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin
Regie: Borbála Nagy
Drehbuch: Borbála Nagy, Judit Anna Bánházi
Laufzeit: 27 min
„Eine überdimensionierte Festtorte in Form des ungarischen Staates wird geschmückt. Paprika und Salami finden ihren Platz, doch der Balaton ist noch etwas zu klein geraten. Das geschäftige Treiben in einer Schule nimmt zu, um den Premierminister zu empfangen. Während die emsige Schulsekretärin versucht, alles zu organisieren und unter Kontrolle zu halten, zeigt sich in Person des überflüssigen Direktors das unmissverständliche Bild zerfallender patriarchaler Strukturen.
Durch den gut dosierten Einsatz von plakativen Symbolen, bildlichen Metaphern und versteckter Ironie zeichnet die Regisseurin ein markantes Gesellschaftsbild. Mit feinem Gespür für Authentizität und mehrschichtige Erzählstrukturen führt sie ihre Hauptdarstellerin, die Schülerin Márti, zum Aufbegehren. Der Film gleicht einer Parabel, die brennende Themen unserer Zeit neu verhandelt. Dabei vermag es Borbála Nagy, das vordergründig karikierte Geschehen in eine europäische Dimension zu übertragen. Ein großartiger Kurzfilm mit klaren Bekenntnissen für Aufrichtigkeit und Zivilcourage!“
Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2020.
Anna im Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Selbstverbesserung in einem spirituell-moralischen Sinn und dem Zweifel an ihrer Nützlichkeit auf dem Weg zur Rettung der Welt.
Herstellung: Katharina Huber
Federführung Produktion: Katharina Huber
Regie: Katharina Huber
Drehbuch: Katharina Huber
Laufzeit: 22 min
„Die Plastikmüllberge wachsen, das Klima kollabiert, unsere Bananen sind mit Pestiziden verseucht, dazu im Umfeld der ständige Druck, dem sozial Normierten zu entsprechen – und dann tötet unsere Katze auch noch vor unseren Augen eine unschuldige Maus. »Es tut mir alles so leid«, seufzt die Protagonistin und schaut dabei verträumt von ihrem gemütlichen Sofa. Wie geht das, ein gutes Leben zu führen im Angesicht des Leids? Vielleicht mit Träumen. Träumen, in denen nervigen Leuten einfach der Kopf abfällt.
Mit der bitterbösen Animation DER NATÜRLICHE TOD DER MAUS entblößt Katharina Huber eine Gesellschaft, die im tagtäglichen Widerspruch vom gleichzeitigen Streben nach Weltverbesserung und Selbstverwirklichung so langsam moralisch verhärmt. Konsequent und enorm präzise in Text und Ton entwickelt ihre Zeichen- und Collagetechnik im Zusammenspiel mit einer herausragenden Soundebene einen unwiderstehlichen Sog mitten hinein ins Zentrum unserer aktuellen Befindlichkeit.“
Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2020.
Das nicht sichtbare Lichtspektrum als Mittel zur Annäherung an traumabedingten Gedächtnisverlust. Gewalt und ihre Mechanismen, Klasse und Queerness werden nicht mittels Repräsentation, sondern von innen heraus betrachtet.
Herstellung: Vika Kirchenbauer
Federführung Produktion: Vika Kirchenbauer
Regie: Vika Kirchenbauer
Drehbuch: Vika Kirchenbauer
Laufzeit: 13 min
„Das, was erinnert wird, verschwindet nicht. Aber auch das scheinbar Vergessene und Verdrängte schreibt sich in die Körper ein. Vika Kirchenbauer schichtet den Haufen an verbliebenen Schattenbildern neu; ein vages Bild einer brüchigen Identität zeichnet sich ab. Geformt durch die Angst vor Schamerlebnissen und den Zwang zur Konformität. Subtilen Formen der Gewalt fehlt ein visuelles Äquivalent. Ihre Spuren verlieren sich an den Rändern des sichtbaren Spektrums, dort, wo ultraviolettes und infrarotes Licht einsetzt. Von außen nicht wahrnehmbar, gleitet der filmische Blick auf die eigene, heimliche Wunde. Die zugehörige, längst fremdgewordene Biografie speist sich aus Erinnerungen, aber mehr noch aus dessen Verlust.
Vika Kirchenbauers beeindruckender Essayfilm breitet sich multiperspektivisch aus wie ein unterirdisches Wurzelgeflecht – zwischen fragiler Subjektivität und Lichttheorie, zwischen Heimat und Hexenverbrennung, zwischen Sonnenfinsternis und Fastnacht.“
Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2020.
Fragmente des Lebens der peruanischen Familie Elisa Taboadas 3.600m über dem Meeresspiegel. Das Land ist trocken, es gibt kaum Wasser. Was kann hier wachsen?
Herstellung: Roxana Reiss mit Ohnefalschfilm
Federführung Produktion: Roxana Reiss, Marian Freistühler
Regie: Roxana Reiss
Drehbuch: Roxana Reiss
Laufzeit: 30 min
„Eine direkte Kraft geht aus von den ersten Bildern und erstreckt sich über die ganze wunderbare Länge von 30 Minuten. Wir sind in den Bergen, in den Anden, in Peru. Gemeinsam mit der Protagonistin Elisa Taboada, Kandidatin einer politischen Kampagne. Die Filmemacherin Roxana Reiss begleitet Elisa Taboada in ihrem Alltag. Licht, Bewegung, Gespräch, Geste, ein Lachen – alles ist gleichberechtigt, formal wie inhaltlich. Der Fokus der Betrachtung liegt in den kleinen Dingen, den Gesten des Alltags. Das Erleben in diesem sensiblen dokumentarischen Film liegt in der direkten Körperlichkeit der Kameraarbeit und Montage. Sensibel und eigenwillig ist das Zusammenspiel der beiden. Zugleich im Stil des Direct Cinema und mit der Haltung des Cinéma vérité – Regie, Kamera und Schnitt liegen in Roxana Reiss‘ Hand. So ist ein sinnlicher Film auf 16mm entstanden, der jenseits von Klischees der Wirklichkeit der indigenen Gemeinde eine Stimme und einen Körper gibt: eine »Echo Chamber«. Von den Höhen, den Alturas – ein Film, der nachhallt. Präzision.“
Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2020.
Eine absurde Familiengeschichte über das Leben und den Tod.
Herstellung: Ann Carolin Renninger
Federführung Produktion: Ann Carolin Renninger
Regie: Lucia Margarita Bauer
Drehbuch: Lucia Margarita Bauer
Laufzeit: 37 Minuten
„Ein Film ist eine Reise. Ein Leben ist eine Reise. Wenn das Leben endet, beginnt der Film, und die Absurditäten des Abschiednehmens werden zu einer Geschichte, die den Humor in allem Ernst ernstnimmt. Lucia Margarita Bauer nimmt die eigene Familie zum Anlass, um durch das Verfahren der Sammlung und des Kaleidoskops, der Ordnung und dem Spiel den Geschichten ihrer Familie Dame zu werden. Wer steht im Zentrum der Aufmerksamkeit, und welche Kraft haben die Sterne, wenn ihre Energie sie sprengt? Maman Maman Maman ist eine kraftvolle Suggestion vom Leben, umgesetzt mit den cinematographischen Mitteln der Lust – keine Regel gilt, alles ist möglich. Das Leben ist ein Fest. Der Tod ein wunderbarer Teil davon. Ein Album wird zum Leben erweckt. Die Künstlerin Lucia Margarita Bauer konstruiert ihren eigenen Ablauf der Geschichte durch die Dekonstruktion und Neuorganisation von Ereignissen und Objekten. Sie gestaltet die Hierarchie der Bedeutungen. Maman Maman Maman ist eine mögliche zeitgenössische Antwort auf die Suche nach Autonomie.“
Die Jurys werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auf Grundlage von Vorschlägen der Verbände und Einrichtungen des deutschen Films berufen. Lesen Sie hier mehr zu den Jurys 2020.