„Dieses Festival jüdischer Filmkunst […] eröffnet allen die Möglichkeit, zu sehen, zu hören, zu empfinden und zu verstehen, was jüdisches Leben, was jüdische Kultur bedeuten. Denn wir wollen Jüdinnen und Juden nicht nur in unserer Stadt, in unserem Land, wir wollen eine offene Gesellschaft sein, in der sich Jüdinnen und Juden sicher und ganz selbstverständlich zuhause fühlen“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Eröffnungsrede vor rund 480 Gästen aus Kultur, Film und Medien im Hans-Otto-Theater Potsdam. In den sechs Tagen Laufzeit des Festivals wird in Berlin und Potsdam sowie an Austragungsorten in ganz Brandenburg ein diverses Filmprogramm von über 70 Filmen aus 15 Ländern präsentiert. Dabei wird jüdisches Leben in Deutschland und der Welt in seiner ganzen Bandbreite und Vielfalt sichtbar.
Das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg „Jewcy Movies“ wurde 1995 gegründet und beleuchtet seitdem mit seinen Filmen die jüdische Geschichte, Gegenwart und Zukunft in allen Genres, von Blockbuster bis hin zu Arthaus. Es wird seit 2023 mit Mitteln in Höhe von 120.000 Euro von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Zuvor erhielt das Festival Mittel der BKM aus dem Etat des Hauptstadtkulturfonds.
Film-Vielfalt in Zeiten des Terrors
Es ist die erste Ausgabe des Festivals nach dem Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023. Die Filmreihe „Der Angst begegnen – Filmische Reflektionen von Terror, Trauma und Widerständigkeit“ widmet sich in vielfältiger Weise den Strategien des Kinos, mit terroristischer Gewalt und Angriffen auf jüdisches Leben umzugehen. In filmischer Form werden verschiedene Terrorangriffe nachgezeichnet, hierbei nimmt die Dokumentation „Supernova – The Festival Massacre“ direkten Bezug auf den Angriff vom 7. Oktober 2023. Begleitet wird das filmische Programm von einer Reihe an Gesprächsformaten. „Dieses Filmfestival tritt Antisemitismus nicht nur entgegen, sondern es macht etwas unglaublich wichtiges, es öffnet Räume, die wir brauchen, es öffnet Räume für den Schmerz, die Empathie, für ein Verständnis, das nur aus dem Gespräch, aus der Auseinandersetzung erwachsen kann. Aus der Auseinandersetzung mit jüdischem Leben nicht nur bei uns, nicht nur in Israel, sondern überall auf der Welt“, würdigte Claudia Roth die Arbeit der Festivalinitiatoren. Der jüdische Film sei ein Geschenk und eine Bereicherung für die deutsche Kulturszene, durch das Verständnis, dass er bringt. Dieses Geschenk müsse verteidigt werden gegen die wachsenden Angriffe auf jüdisches Leben. „Wenn wir lernen wollen aus der Geschichte, müssen wir sie kennen. Und ich glaube, wir müssen aufmerksamer sein und wachsamer werden“, so die Staatsministerin.
Eine Bereicherung für den deutschen Film
Die Geschichte des deutschen Films war bis Anfang der 1930er Jahre geprägt von jüdischen Regisseuren, Produzenten, Schauspielerinnen und Schauspielern. Dann begann die Kulturpropaganda der Nationalsozialisten auch Einzug im Filmbereich zu halten. Die Versammlung der Dachorganisation der deutschen Filmschaffenden am 28. März 1933 führte zum systematischen Ausschluss der jüdischen Filmschaffenden, Schauspielerinnen und Schauspieler. Ein integraler Bestandteil der deutschen Filmlandschaft ging dadurch nachhaltig verloren. „Nichts half dem ‚deutschen‘ Film über den Verlust hinweg, den es bedeutet hatte, alles nicht völkisch Kompatible vertrieben oder ermordet zu haben: Über den Verlust so vieler Menschen, so vieler Menschen, die sich nicht rechtzeitig vor dem nationalsozialistischen deutschen Furor in Sicherheit bringen konnten. Welchen Verlust es bedeutete, dass Drehbücher nicht mehr geschrieben und Filme nicht mehr realisiert wurden, wird niemand je ermessen können“, erinnerte Staatsministerin Roth an die Folgen des Nationalsozialismus für den deutschen Film.
In seinem 30-jährigen Bestehen wurde das JFBB ein Teil der lebendigen jüdischen Film- und Kulturszene. Damit stärkt es das jüdische Leben in Deutschland als ebenso wertvollen wie selbstverständlichen Teil des kulturellen Reichtums.