„Es sind Filme, die uns Mut machen, die uns inspirieren, die uns neue Perspektiven, neue Welten eröffnen. Dieser Abend ist ein Abend für wunderbare Regisseurinnen und Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler, Autorinnen und Autoren – und alle, die dazu beitragen, dieses Kunstwerk, den Film entstehen zu lassen“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Rede vor rund 1.600 Gästen aus Kultur, Medien und Politik im Theater am Potsdamer Platz in Berlin. Bereits zum zweiten Mal fand dort die Verleihung der wichtigsten Auszeichnung des deutschen Films statt.
Der Deutsche Filmpreis wird seit 1951 verliehen. Mit Preisgeldern von knapp drei Millionen Euro, die aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert werden, ist er der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Die Deutsche Filmakademie richtet die Preisverleihung in Zusammenarbeit mit der BKM aus.
Vier Lolas für „Sterben“
Beim Deutschen Filmpreis wurden in diesem Jahr Auszeichnungen in insgesamt 19 Kategorien vergeben. Den Hauptpreis erhielt in diesem Jahr das Drama „Sterben“. Für den insgesamt neunmal nominierten Film erhielt der Autor und Regisseur Matthias Glasner die Goldene Lola für den besten Film. Daneben wurden Corinna Harfouch als beste Hauptdarstellerin sowie Hans-Uwe Bauer als beste männliche Nebenrolle geehrt. Zudem bekam der Film einen Preis für die beste Filmmusik (Lorenz Dangel).
Die Silberne Lola ging an das Drama „Der Fuchs“. Der Thriller „Im toten Winkel“ von Ayşe Polat erhielt die Lola in Bronze. Die Regisseurin wurde zudem mit einem Filmpreis für die beste Regie und das beste Drehbuch ausgezeichnet. Ebenfalls drei Auszeichnungen erhielt der Thriller „Die Theorie von Allem“ von Timm Kröger.
Als bester Dokumentarfilm wurde „Sieben Winter in Teheran“ von Steffi Niederzoll ausgezeichnet. Über den Preis für den besten Kinderfilm konnte sich Soleen Yusef mit „Sieger sein“ freuen. Den Preis für den besucherstärksten Film erhielt „Die drei ??? Erbe des Drachen“. Anhaltenden Applaus gab es schließlich für die Schauspielerin Hanna Schygulla, die den Ehrenpreis für ihre herausragenden Verdienste um den Deutschen Film erhielt.
In diesem Jahr konnten die über 2.200 Mitglieder der Deutschen Filmakademie erstmals direkt über die eingereichten Filme abstimmen – und nicht wie bisher über eine reduzierte, durch eine Kommission getroffene Vorauswahl. Zudem konnten zum ersten Mal alle Mitglieder bereits in der Nominierungsphase über den besten Spiel- und Kinderfilm abstimmen. Neu war in diesem Jahr auch, dass in der Kategorie bestes Szenenbild neben den Szenenbildnerinnen und Szenenbildnern auch die Set Decorator ausgezeichnet wurden.
Einen Überblick über alle Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie auf der Website der Deutschen Filmakademie.
Kunst als Zugang zur Menschlichkeit
Bei der Preisverleihung ging es neben der Filmkunst auch um aktuelle Krisen und die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Ein emotionaler Höhepunkt der festlichen Gala war der Auftritt der 102-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, die viele der anwesenden Gäste mit ihrem bewegenden Appell für Menschlichkeit und gegen Hass zu Tränen rührte.
Staatsministerin Claudia Roth bezeichnete in ihrer Rede die Kunst in Krisenzeiten als Zugang zur Menschlichkeit. Zu Beginn der Veranstaltung sagte sie: „Ich glaube niemand, niemand hier bleibt unberührt vom Elend der Gewalt, von der Verunsicherung, der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, den massiven Bedrohungen, denen die Demokratie und auch die Kultur ausgesetzt sind. Aber keine Sekunde, in der wir feiern, vergessen wir die anderen, die Freundinnen und Freunde und Partner, national wie international, die Menschen und Mitmenschen, die leiden und trauern und kämpfen gegen die Demokratiefeinde – auch in unserem Land. Wir feiern nicht um zu vergessen, sondern weil wir wissen: Kunst ist ein Zugang zur Humanität. […] Sie ist […] ein Weg, im Fühlen, Schauen, Hören uns ergreifen zu lassen und zu begreifen, was uns als Menschen ausmacht.“
Zukunft des deutschen Films sichern
In ihrer Rede blickte Kulturstaatsministerin Roth auch auf die Zukunft des deutschen Films und die Notwendigkeit der Filmförderreform. In ihrer Ansprache betonte sie: „Als Bundesregierung sorgen wir dafür, dass auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mutige und innovative Filme gemacht werden können. Dafür arbeiten wir an der Reform der Filmförderung. Und sie kommt voran. Wenn wir an die Kraft des Films glauben, dann müssen wir ihn auch kräftigen, damit der Produktionsstandort Deutschland Anschluss halten kann an die Erfolge des deutschen Films. Damit wir auch in Zukunft Filme sehen können, an die wir uns noch 50 Jahre erinnern wollen.“