Mit einer Gala im Berlinale-Palast starteten am 15. Februar die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin. 237 Filme aus rund 80 Ländern sind diesmal beim größten Publikumsfestival der Welt zu entdecken – „ein Programm, das so viel Farbe hat, wie nie“, sagte Kulturstaatsministerin Roth bei der Eröffnung.
Ihrem Ruf als politisches Filmfestival wurde die Berlinale noch vor Beginn der Eröffnungsgala gerecht. Mit einer Lichterkette protestierten rund 50 Schauspielerinnen und Schauspieler vor der Eröffnung auf dem roten Teppich gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie. Auch das Berlinale-Leitungsduo Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek nahm an der Aktion teil. Darüber hinaus erinnerten mehrere Menschen auf dem roten Teppich an die Opfer des Anschlags von Hanau, der sich am 19. Februar zum vierten Mal jährt. Dass auf der Berlinale viel Platz für Dialog, aber kein Platz für Hass sei, machte Berlinale-Geschäftsführerin Rissenbeek dann auch in einem Statement zu Beginn der Gala deutlich.
„Dieses Fest ist bunt und laut, es braucht die Vielfalt, sucht die Auseinandersetzung und fürchtet nichts und niemanden“, unterstrich Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Eröffnungsrede. Sie nahm damit nicht nur Bezug auf die Proteste, sondern auch auf die Debatte um das Einladungsmanagement im Vorfeld der Veranstaltung. Gegen Rassismus und Hass „setzen wir die Schönheit der Verschiedenheit, setzen wir Respekt und Mut, Freude und Verständigung, setzen wir Empathie und Humanität“, sagte Roth vor den rund 1.600 Vertretern aus Politik, Medien und der Filmbranche im Berlinale-Palast und dem TV-Publikum.
Rennen um die Bären
Politisch war auch der Eröffnungsfilm, zu dem gleich mehrere Hollywoodstars angereist waren. In der Hauptrolle ist Oscarkandidat Cillian Murphy zu erleben, der den Wettbewerbsbeitrag gemeinsam mit Schauspielkollegin Emily Watson und Produzent Matt Damon im Berlinale-Palast vorstellte. Das Historiendrama „Small Things like These“ des belgischen Regisseurs Tim Mielants erzählt von der Enthüllung der grausamen Geheimnisse, die sich über Jahrzehnte hinter den Mauern eines irischen Klosters abspielten.
Insgesamt 20 Produktionen aus 30 Ländern gehen in diesem Jahr ins Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären, darunter Filme von Olivier Assayas, Hong Sang-soo und Mati Diop. Deutschland ist mit vier (Ko-)Produktionen im Wettbewerb vertreten – allesamt durch den Bund gefördert. Die Internationale Jury unter Leitung der mexikanisch-kenianischen Schauspielerin Lupita Nyong'o wird die Gewinnerinnen und Gewinner bei der Preisverleihung am 24. Februar verkünden.
Größtes Publikumsfestival der Welt
Das Publikum erwartet wieder ein äußerst vielseitiges Programm. 237 Filme aus rund 80 Ländern entführen Film- und Festivalfans in ganz unterschiedliche Lebenswirklichkeiten und Regionen der Welt. Die Spielstätten sind über die ganze Stadt verteilt. Wie in den vergangenen Jahren wird eine kleine Auswahl von Filmen erneut in kleineren Programmkinos abseits des Zentrums gezeigt. Zum Abschluss des Festivals gibt es wieder einen Publikumstag mit reduzierten Ticketpreisen.
Zahlreiche internationale Stars werden in den kommenden zehn Tagen auf dem roten Teppich erwartet, darunter Kristen Stewart, Adam Sandler und Isabelle Huppert. Hollywood-Glamour verspricht nicht zuletzt auch der Ehrenbär, der in diesem Jahr an Regielegende Martin Scorsese geht.
Berlinale Meets Fußball
Mit dem Projekt „Berlinale Meets Fußball“ beteiligen sich die Filmfestspiele in diesem Jahr zudem am Kulturprogramm der Fußball-Europameisterschaft EURO2024. Studierende der HFF München haben dafür in elf dokumentarischen Kurzfilmen ehrenamtliche Fußballerinnen und Fußballer aus ganz Deutschland porträtiert. Die Kurzfilme werden als Kompilation am 21. Februar Weltpremiere auf der Berlinale feiern. 130 Jugendliche aus elf deutschen Fußballvereinen werden dafür nach Berlin kommen. Im Anschluss sollen die Filme durch ganz Deutschland reisen.
European Film Market
Parallel zum Publikumsfestival findet auch wieder der European Film Market (EFM) statt, einer der weltweit bedeutendsten Film- und Contentmärkte. Als internationale Handelsplattform ist er ein unverzichtbarer Treffpunkt der Film- und Medienbranche. Die Ausstellungsflächen sind komplett ausgebucht. Mehr als 11.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 132 Nationen werden vom 15. bis zum 21. Februar 2024 erwartet. Italien erhält als „Country in Focus“ diesmal eine besondere Plattform beim EFM. Mit Sonderveranstaltungen macht der EFM auch in diesem Jahr auf die Lage von unabhängigen Filmschaffenden aus der Ukraine, Belarus und dem Iran aufmerksam und unterstützt sie.
Die Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnen alljährlich den Reigen der großen Filmfestivals und zählen neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Plattformen für den internationalen Film. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien fördert die Berlinale institutionell – in diesem Jahr konnte die Bundesförderung von 10,7 Millionen Euro auf 12,6 Millionen Euro aufgestockt werden. Hinzu kommen zusätzliche Bundesmittel für die Berlinale Talents sowie den World Cinema Fund.
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