Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau war die einzige geschlossene Heimeinrichtung der DDR. Zwischen 1964 und 1989 wurden hier mehr als 4.000 Jugendliche eingewiesen. Die jungen Menschen wurden dort mit militärischem Drill und teilweise grausamen Strafen zur absoluten Unterordnung gezwungen. Isolierung durch Einzelarrest, sogenannter Sport bis zur völligen Erschöpfung und Gewalt sollten sie brechen. Erklärtes Ziel der grausamen Maßnahmen war die Umerziehung der Jugendlichen zu „sozialistischen Persönlichkeiten“.
Die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau wird institutionell von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die Neukonzeption der Dauerausstellung wurde aus Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen unterstützt.
Roth: Unverzichtbarer Ort historisch-politischen Lernens
„Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus“ lautet der Titel der Dauerausstellung in der heutigen Gedenkstätte. Sie wurde in den vergangenen Monaten neugestaltet und jetzt wiedereröffnet – genau 35 Jahre nachdem der letzte Jugendliche aus dem Jugendwerkhof Torgau entlassen wurde.
Anlässlich der Eröffnung unterstrich Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Bedeutung der Gedenkstätte als „enorm wichtiger und unverzichtbarer Ort des historisch-politischen Lernens“. Sie sei bundesweit die einzige Gedenkstätte, die einen Einblick in das Unrechtssystem und eine Auseinandersetzung mit den repressiven Machtstrukturen innerhalb des Bildungs- und Erziehungsapparats der DDR am historischen Ort ermögliche. „An das Leid der hier Inhaftierten, zu erinnern ist eine wichtige, eine zentrale Aufgabe, der wir uns stellen müssen.“ Ihren besonderen Dank richtete sie an die Betroffenen, die mit ihren Erinnerungen einen wichtigen Beitrag zur Erstellung der Ausstellung und damit auch zur Aufarbeitung des geschehenen Unrechts geleistet haben.
Dauerausstellung aktualisiert und neugestaltet
Die neu konzipierte Ausstellung ist vor allem den betroffenen Jugendlichen und ihren Erfahrungen gewidmet. Das gilt auch für die sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe, die hier zum ersten Mal thematisiert wird.
Neu in der Ausstellung ist auch ein Bereich, der dem schwierigen Aufarbeitungsprozess der repressiven DDR-Heimerziehung nach 1990 gewidmet ist.
Zum Ausstellungsrundgang gehört jetzt außerdem ein neuer Gedenk- und Erinnerungsbereich im ehemaligen Dunkelzellentrakt. Im Originalzustand erhalten, ist er der letzte authentische Ort des Geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau. Er belegt eindrücklich, wie isoliert und hoffnungslos die Situation der Jugendlichen war.