Wer darf heute Abend eine der begehrten Lolas mit nach Hause nehmen? Das war die zentrale Frage, die sich die rund 1.700 Gäste am Freitag beim Deutschen Filmpreis stellten. Bereits zum 72. Mal wurde die wichtigste Auszeichnung für den deutschen Film vergeben.
„Was für eine Aussicht!“, begrüßte Kulturstaatsministerin Roth das Publikum im Palais am Funkturm in Berlin. „Die Aussicht auf einen Abend, von dem friedliche Bilder ausgehen sollen“, sagte sie. „Bilder von Menschen, die sich über den Erfolg ihrer Arbeit freuen dürfen, denen etwas gelungen ist, die etwas geschaffen haben!“
Gemeinsam mit Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger übergab die Staatsministerin für Kultur und Medien die Lolas an die Preisträgerinnen und Preisträger. Das neue Präsidenten-Duo löst Ulrich Matthes an der Spitze der deutschen Filmakademie ab. Durch die Gala führte die Moderatorin Katrin Bauerfeind.
Neun Lolas für „Lieber Thomas“
Der große Gewinner des Abends war „Lieber Thomas“. Das Drama war mit zwölf Nominierungen ins Rennen gegangen und konnte schließlich neun Auszeichnungen abräumen – darunter der Hauptpreis, die Goldene Lola für den besten Spielfilm, sowie Lolas für die beste Regie für Andreas Kleinert, das beste Drehbuch für Thomas Wendrich, die beste männliche Hauptrolle für Albrecht Schuch und die beste weibliche Nebenrolle für Jella Haase.
Der Filmpreis in Silber ging an Andreas Dresens Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“. Für ihre Rolle als Mutter des langjährigen Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz wurde Meltem Kaptan als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Alexander Scheer erhielt die Lola für die beste männliche Nebenrolle in dem Drama. Mit der Lola in Bronze wurde der Film „Große Freiheit“ geehrt.
Stipendienprogramm für ukrainische Filmschaffende
In diesem Jahr lag der Fokus der Preisverleihung aber nicht nur auf der Würdigung der deutschen Filmkunst, sondern die Veranstaltung stand auch im Zeichen der Anteilnahme und Solidarität mit der Ukraine.
„Kann man den Film dennoch feiern?“ fragte Staatsministerin Roth daher mit Blick auf den Krieg in der Ukraine: „Man kann es nicht nur. Man soll es, man muss es,“ lautete ihre Antwort. „Wir brauchen die Kraft der Kunst, die Kraft der Literatur und die Kraft des Films, nicht um abzulenken vom Elend der Welt, sondern um ihm etwas entgegenzusetzen“, betonte sie.
Dem Krieg etwas entgegensetzen wolle sie auch gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie. „Wir wollen dafür sorgen, dass ukrainische Filmemacherinnen und Filmemacher weiterarbeiten können. Dass sie ihre Arbeit auch in der Ukraine fortsetzen können“, erklärte sie. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien wird daher zukünftig ein Stipendienprogramm der Deutschen Filmakademie für ukrainische Filmschaffende mit Mitteln aus dem Kulturetat fördern.
Ehrenpreis für Kameramann Jürgen Jürges
Zwei Preisträger standen bereits vor der Verleihung fest: Der Kameramann Jürgen Jürges wurde mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet und „Die Schule der magischen Tiere“ von Gregor Schnitzler erhielt den Preis für den besucherstärksten Film.
Eine Übersicht aller Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie auf der Webseite des Deutschen Filmpreises. Sie werden von den über 2.200 Mitgliedern der Deutschen Filmakademie gewählt.
Der Deutsche Filmpreis ist die renommierteste Auszeichnung für den deutschen Film. Mit Preisgeldern von knapp drei Millionen Euro, die aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanziert werden, ist er zugleich auch der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Die Deutsche Filmakademie richtet die Preisverleihung in Zusammenarbeit mit der BKM aus.