Als „Schild und Schwert der Partei“ galt der SED der Staatssicherheitsdienst mit seiner Zentrale in Berlin Lichtenberg. Von hier aus sicherte sie ihre Herrschaft durch Bespitzelung, Zersetzungsmaßnahmen und willkürliche Inhaftierungen. In der zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Hohenschönhausen wurden politische Gefangene physisch und psychisch gebrochen.
Dass sich die Überwachungs- und Verfolgungsmethoden noch heute Schwarz auf Weiß nachvollziehen lassen, ist den mutigen Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken, die bereits ab dem 4. Dezember 1989 in einigen Städten die Bezirks- und Kreisverwaltungen des MfS besetzten und damit die weitere Vernichtung von Akten stoppten. Diese Bewegung gipfelte am 15. Januar 1990 in der Aktionskundgebung des „Neuen Forums“, das zur Auflösung des MfS mit „Fantasie und ohne Gewalt“ aufgerufen hatte. Mehrere tausend Bürgerinnen und Bürger waren diesem Aufruf gefolgt.
Veranstaltungen zum 33. Jahrestag
In Erinnerung an die Besetzung gibt auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale, dem künftigen Campus für Demokratie, am 15. Januar 2023 von 11 bis 18 Uhr ein umfassendes Programm. Neben Führungen durch die Ausstellungen des Stasi-Museums, das Gelände sowie das Archiv der DDR-Opposition erwarten die Besucherinnen und Besucher ein szenischer Audiowalk, Filmvorführungen und Gespräche. Auch Einsicht in ausgewählte, von den Betroffenen freigegebene Beispiel-Akten ist möglich.
Stasi-Unterlagen im Bundesarchiv dauerhaft gesichert
Die damals gesicherten Aktenberge wurden im Anschluss bis 2021 in der dafür neu geschaffenen Stasi-Unterlagen-Behörde archiviert, erschlossen und nach den besonderen Zugangsvoraussetzungen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute befindet sich das Stasi-Unterlagen-Archiv in der Verantwortung des Bundesarchivs. Dort werden die Akten dauerhaft und für künftige Generationen bewahrt.
Die Stasi-Akten seien eine unverzichtbare Quelle für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und für viele Menschen auch ein wichtiger Bestandteil der Aufarbeitung ihrer persönlichen Geschichte, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth anlässlich des Jahrestags der Besetzung der Stasi-Zentrale. „Das Leid der Opfer zu erinnern und daraus immer wieder neu zu lernen, geht auch 33 Jahre später weiter. Jeglicher Verharmlosung und Relativierung der SED-Diktatur treten wir entschieden entgegen“, so Roth.
Mehr als 111 Kilometer Stasi-Akten sowie eine Vielzahl von Foto-, Film- und Tondokumenten stehen an den 15 Standorten des Stasi-Unterlagen-Archivs im Bundesarchiv für die Recherche bereit. Bürgerinnen und Bürger können Einsicht in die Akten erhalten, in denen der Staatssicherheitsdienst Informationen über sie gesammelt hat. Auch Forscherinnen und Journalisten können die Papiere nach den Regeln des Stasi-Unterlagen-Gesetzes sichten. Wie stark das Bedürfnis nach Information und Aufklärung über die DDR-Vergangenheit weiterhin ist, belegt auch die konstant hohe Anzahl an Anträgen auf Akteneinsicht – fast 30.000 allein im Jahr 2022.
Die Aufarbeitung des SED-Unrechts und das Gedenken an die Opfer der SED-Diktatur sind der Bundesregierung ein wichtiges Anliegen und Verpflichtung. Federführend zuständig ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. In ihren Geschäftsbereich gehört das Bundesarchiv mit dem Stasi-Unterlagen-Archiv. Darüber hinaus werden aus ihrem Etat unter anderem die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur finanziert sowie verschiedene Gedenkstätten und Bildungsprogramme gefördert.